Analyse ehrenamtlicher Mitarbeiter:innen in niederösterreichischen Bibliotheken
Die Arbeit von ehrenamtlich engagierten Personen trägt maßgeblich dazu bei, das Funktionieren von Einrichtungen zu gewährleisten und Leistungen für Menschen zur Verfügung zu stellen. In Österreich ist fast die Hälfte der Bevölkerung ab 15 Jahren freiwillig tätig, doch sinkt diese Zahl stetig. Um mehr über die Motive von Freiwilligen und ihre Zufriedenheit zu erfahren, setzte sich Pia Rödl in ihrer Masterarbeit mit diesem Thema auseinander, fokussiert auf den Bereich der öffentlichen Bibliotheken in Niederösterreich. Die Ergebnisse der Masterarbeit liefern relevante Erkenntnisse über Freiwilligenarbeit in Niederösterreich und die Studierende spricht Empfehlungen für die Gewinnung neuer Ehrenamtlichen aus.
In Niederösterreich gibt es 267 öffentliche Bibliotheken, in denen sich ungefähr 1.620 Menschen ehrenamtlich engagieren. Um diese Personen besser zu verstehen und Schlüsse auf freiwilliges Engagement zu ziehen, wurde die Methode eines standardisierten Fragebogens gewählt. Darin werden Angaben zu persönlichen Daten (Alter, Geschlecht, Familienstand, etc.), Motive für die freiwillige Tätigkeit und Zufriedenheit mit der Arbeitssituation erhoben. 135 ausgefüllte Fragebögen konnten für die Auswertung generiert werden.
Die Ergebnisse zeigen, dass die große Mehrheit der ehrenamtlich tätigen Personen, 88,33 %, weiblich sind. Die Mehrheit der Ehrenamtlichen ist über 59 Jahre alt, weist ein hohes Bildungsniveau auf und hat einen starken Bezug zur Region. Handlungsempfehlungen hinsichtlich der erhobenen demographischen Daten enthalten eine Strategieentwicklung zur Erreichung junger Menschen, um auch öffentliche Bibliotheken für die nächsten Generationen zu garantieren. Zudem zeigte sich eine starke sprachliche und ethnische Homogenität der Engagierten. Empfohlen wird daher auch einen Fokus auf Diversität zu legen, sodass sich andere Gruppen repräsentiert fühlen. Darüber hinaus sollen Strategien mit regionalen Angeboten verbunden und eine stärkere Flexibilität der Ausbildung garantiert werden, um Ehrenamt und Familie besser zu vereinbaren und den Grad der Professionalisierung zu erhöhen.
Die Motive für die freiwillige Tätigkeit wurden mittels des Volunteer Functions Inventory herhoben. Dabei wurden sechs Dimensionen inkludiert: Karrierefunktion, Selbstwertfunktion, Schutzfunktion, soziale Anpassungsfunktion, Erfahrungsfunktion und Wertefunktion. Die Ergebnisse zeigen, dass die Karrierefunktion, Schutzfunktion und soziale Anpassungsfunktion bei den Befragten sehr schwach ausgeprägt sind. Wichtiger erscheinen die Selbstwertfunktion, Erfahrungsfunktion und Wertefunktion.
Um die Zufriedenheit zu messen, wurde der Volunteer Satisfaction Index nach Galindo-Kuhn und Guzley aus dem Jahr 2001 mit den vier Zufriedenheitsdimensionen Organisation, Effektivität der Beteiligung, Empowerment und Integration in die Gruppe verwendet. Hinsichtlich der Organisation zeigten die Ergebnisse eine mittlere Zufriedenheit. Angaben bezüglich Unzufriedenheit wurden zu Vertrauen in die geleistete Arbeit, Kommunikation und konflikthafte Zusammenarbeit getätigt. Hohe Zufriedenheit konnte zu den Dimensionen der Effektivität und des Empowerments festgestellt werden. Eine schwächere Zufriedenheit wurde zur Integration in die Gruppe gemessen. Insgesamt konnte jedoch eine Zufriedenheit im oberen Mittelfeld für die ehrenamtliche Arbeit in den niederösterreichischen Bibliotheken festgestellt werden.
Folgende Handlungsempfehlungen wurden entsprechend der Ergebnisse von Pia Rödl aufgestellt, um die Bibliotheken weiterzuentwickeln und das Engagement von Freiwilligen aufrechtzuerhalten: Schulungen zu Kommunikation und Konfliktmanagement, Schaffung von Vernetzungsmöglichkeiten zwischen Trägern und Teams und zwischen den Ehrenamtlichen selbst.
Hier finden Sie die gesamte Masterarbeit.