Das Pädagogische im Führen und Geführt-Werden. Oder: Mentoring als dialogische und transformative Praxis
Als Anhaltspunkt, individuelle Vereinbarung mit dem Anbieter möglich
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Themeninhalt:
Welche wissenschaftlichen Fragestellungen sollen behandelt werden?
Im Zentrum der Masterarbeiten steht die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit Mentoring als Fühlungs- und Führungsprozess im pädagogischen Kontext und als pädagogische Situationen. Die strukturdynamische Modellierung von Mentoring (vgl. Wiesner 2020) und das Konzept des wertorientierten Mentorings (vgl. Wiesner 2020) bilden zentrale Bezugsrahmen für die theoretische Fundierung. Dabei können sowohl konzeptionelle, erfahrungsgesättigte als auch phänomenorientierte Arbeiten entstehen, die Fragen nach der Beziehungsgestaltung, der Entwicklung eines reflexiven oder proflexiven Habitus, nach Werten, Haltungen und Sinnbezug im Führen und Geführt-Werden aufgreifen. Auch die Rolle von Feedback, Resonanz, Irritation und Selbstvergewisserung wie auch das transformative Lernen kann untersucht werden. Führen und Geführt-Werden wird in dieser Perspektive niemals als Hierarchisierungsform, sondern als sich-begegnender, entwicklungsorientierter und verstehender Prozess sichtbar, der personale, gemeinschaftliche wie professionelle Dimensionen des Lehrens und Lernens berührt. Erwünscht und bevorzugt werden Arbeiten, in denen das eigene personale Analysevermögen sowie die Fähigkeit zur Integration wissenschaftlicher Einsicht, theoretischen Verständnisses und praktischer dichter Vignetten zum Ausdruck kommt. Dadurch wird die eigene Lehrfähigkeit im Sinne pädagogischer Könnerschaft erweitert, verbreitet, vertieft und zugleich verdichtet.
Ziele der wissenschaftlichen Arbeit:
Ziel der möglichen Masterarbeiten ist es, Begleitungsformen wie auch das Mentoring als relationales, wertebasiertes und professionsbezogenes Geschehen in seiner Tiefe zu analysieren, seine Bedeutung für Bildungs- und Beziehungsprozesse und professionelle Entwicklung zu reflektieren und eigene theoretische wie praktische Perspektiven darauf zu entfalten. Die Verbindung von Reflexion, Theoriearbeit und ggf. phänomenorientierter Fallanalyse eröffnet neue Einsichten über die Möglichkeiten und Spannungsfelder von Führen und Geführt-Werden in pädagogischen Kontexten geisteswissenschaftlich wie auch sozialwissenschaftlich.
Motivation und Beweggründe für die Themenwahl
Das Führen und Geführtwerden, wie es auch im Mentoring zum Ausdruck kommt, gilt im aktuellen bildungstheoretischen, pädagogischen und professionsbezogenen Diskurs als wesentliche Form der Begleitung, Professionalisierung und Subjektwerdung im pädagogischen Feld. Es handelt sich dabei nicht um einen eindimensionalen Prozess der Anleitung, sondern um ein komplexes Beziehungsgeschehen, in dem personale Entwicklung, Selbstwerdung und dialogische Orientierung miteinander verflochten sind. Insbesondere in der Lehrerinnenbildung, aber ebenso in anderen pädagogischen Handlungsfeldern, gewinnen begleitende Formen wie das Mentoring an Bedeutung. Sie werden zunehmend als wert- und sinngeleitete Praxis verstanden, die nicht nur der Entwicklung professioneller Kompetenzen dient, sondern auch auf die Gestaltung gelingender Bildungsbeziehungen zielt. Führen und Geführtwerden rückt damit Prozesse der Begleitung ins Zentrum, die nicht durch starre Rollen oder Funktionen definiert sind, sondern sich situativ entfalten und in die Pädagogie als das konkrete pädagogische Tun übersetzt werden: mal hinter jemandem, mal vor jemandem, mal an dessen Seite begleitend gehend – oder auch in Form der bewussten pädagogischen Zurückhaltung, bei dem Vertrauen in das Eigene des Anderen gesetzt wird. Dies geschieht im Sinne einer pädagogischen, zurückhaltenden, nicht anweisenden und nicht direktiven Begleitung, die Eigentätigkeit stärkt und von einer Begleitung Abstand nimmt, die zur Belehrung statt zur initiierenden Lehre wird. Je nach pädagogischem Kontext und Beziehungsgeschehen zeigt sich Begleitung als bewegliches, verstehendes und verantwortungsbewusstes Mitgehen – ein Mit, das der Entwicklung und Orientierung dienlich wird.
Sonstige Informationen
Die Themenstellung ist bewusst offen gehalten, um unterschiedliche methodische Herangehensweisen, Praxisbezüge und Schwerpunktsetzungen zu ermöglichen. Empirische, konzeptionell-theoretische oder praxisreflektierende Zugänge sind willkommen. Besonders empfohlen wird die Auseinandersetzung mit den Texten von Christian Wiesner: Strukturdynamische Modellierung von Mentoring, erschienen in: Dammerer, Wiesner & Windl (Hrsg.): Mentoring im pädagogischen Kontext. Professionalisierung und Qualifizierung von Lehrpersonen. Studienverlag. Ebenso empfohlen werden die drei vorliegenden Sammelbände zum Mentoring im Studienverlag aus der Schriftenreihe: Pädagogik für Niederösterreich. Das Thema kann aus verschiedenen Blickwinkeln erschlossen und vielperspektivisch untersucht werden. Studierende der Pädagogischen Hochschule Niederösterreich sind eingeladen, sich mit diesem Themenfeld auseinanderzusetzen und es aus vielfältigen Perspektiven zu beleuchten. Dadurch eröffnen sich differenzierte wissenschaftliche Zugänge und zugleich relevante Erkenntnisse für das Bildungswesen in Niederösterreich sowie Impulse für dessen professionelle pädagogische Gestaltung.
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Ansprechperson
Land Niederösterreich, Amt der NÖ Landesregierung
Abteilung Wissenschaft und Forschung - Themenbörse