Informelles Reverse Mentoring als Impulsgeber für die Weiterentwicklung digitaler Kompetenzen erfahrener Lehrpersonen in der Primarstufe
Als Anhaltspunkt, individuelle Vereinbarung mit dem Anbieter möglich
Als Anhaltspunkt, individuelle Vereinbarung mit dem Anbieter möglich
Themeninhalt:
Welche wissenschaftlichen Fragestellungen sollen behandelt werden?
Die OECD-Studie aus dem Jahr 2015 zeigt, dass der effektive Einsatz digitaler Medien maßgeblich von der Qualifikation der Lehrenden abhängt. Dabei ist die Integration von fachdidaktischem, pädagogischem und technischem Wissen ein zentraler Bestandteil der Professionalisierung von Lehrkräften (Koehler, 2012).
Rahmenkonzepte zu digitalen Kompetenzen von Lehrenden betonen neben fachlichem und pädagogischem Wissen insbesondere die fachdidaktisch reflektierte Einbindung digitaler Medien. Auf europäischer Ebene wurde das Rahmenmodell DigCompEdu (Digital Competence of Educators) entwickelt, um die Anforderungen an Lehrende im digitalen Zeitalter zu definieren und zu strukturieren (Redecker, 2017). Ähnlich wurde in Österreich das digi.kompP-Modell formuliert, welches die digitalen Kompetenzen von Pädagog*innen abbildet (Virtuelle PH, 2019). Trotz vorhandener Kompetenzmodelle ist der Begriff der digitalen Medienkompetenz abhängig von der Sichtweise – Politik, Bildungswissenschaft, Lehrende, Jugendliche – schwer zu fassen, wie eine Studie von Meyer et al. (2023) aufzeigt.
Im Rahmen der Lehramtsausbildung ist auch die Ausbildung digitaler Kompetenzen vorgesehen.
Neue Lehrkräfte, die in das Schulsystem eintreten, bringen dadurch digitale Kompetenzen mit, welche langjährig im Dienst stehenden Lehrpersonen möglicherweise fehlen (Schmit et al., 2022). Diese Unterschiede im Kompetenzniveau eröffnen durch die Zusammenarbeit von Neuzugängen und erfahrenen Lehrpersonen Chancen zur Weiterentwicklung des gesamten Schulstandortes (Braunsteiner & Schnider, 2020).
Seit dem Schuljahr 2019 wird in Österreich jeder neu beginnenden Lehrperson ein*e Mentor*in zur Seite gestellt (Bundesgesetzblatt für die Republik Österreich, 2013). Neben diesem vorgesehenen Mentoring-Programm findet gleichzeitig informelles Mentoring durch das Kollegium und die Schulleitung statt. Dieser Prozess wird mitunter nicht als Mentoring wahrgenommen, da er ungeplant abläuft (Dammerer & Ziegler, 2022). In der Masterarbeit wird untersucht, ob sich im Rahmen dieses informellen Settings Prozesse erkennen lassen, in welchen sich die Mentoring-Situation umkehrt und erfahrene Lehrpersonen von den Kompetenzen der neu eintretenden Lehrkräfte profitieren.
Das Umkehren des Mentoring-Prinzips, also die Wissensweitergabe einer beruflich unerfahrenen an eine beruflich erfahrenere Person, wird Reverse Mentoring genannt (Graf & Edelkraut, 2017). Ursprünglich kommt das Konzept des Reverse Mentorings aus dem wirtschaftlichen Umfeld. Es wird von Unternehmen gezielt eingesetzt, um schnell auf Veränderungen innerhalb von Organisationsstrukturen und kulturell-gesellschaftliche Rahmenbedingungen zu reagieren (Haas, 2021). In der Literatur wird es als effektive Möglichkeit beschrieben, um relevantes, aktuelles Wissen insbesondere im digital technologischen Zusammenhang rasch und professionell zu verbreiten und generationenübergreifendes Lernen zu ermöglichen (Graf & Edelkraut, 2017; Haggard et al., 2011; Jauslin et al., 2021). Auch im pädagogischen Kontext wurden Reverse Mentoring Programme ausgearbeitet und erprobt (Clarke et al., 2019; Permoser & Süss-Stepancik, 2017; Schmit et al., 2022; Zauchner-Studnicka, 2015). Allerdings sind die vorhandenen Forschungsergebnisse in diesem Bereich noch begrenzt.
In der Masterarbeit wird erhoben, ob ein informelles Reverse Mentoring-Setting eine Möglichkeit darstellt, Impulse für die Weiterentwicklung digitaler Kompetenzen von erfahrenen Lehrerpersonen geben zu können. Besonderes Augenmerk wird auf Lehrkräfte der Primarstufe gelegt, die in diesem Zusammenhang noch kaum beforscht wurden.
Die zentrale Frage der vorliegenden Masterarbeit lautet daher: Welche Möglichkeiten zur Weiterentwicklung der digitalen Kompetenzen erfahrener Primarstufenlehrer*innen bietet ein informelles Reverse Mentoring-Setting?
Ziele der wissenschaftlichen Arbeit:
Ziel der Masterarbeit ist es, Reverse Mentoring als besondere Variante des Mentorings zu untersuchen. Beim Reverse Mentoring werden die traditionellen Mentoringrollen umgekehrt, sodass ein Wissenstransfer von Mentees zu ihren Mentor*innen stattfindet. Es soll herausgefunden werden, ob diese Methode dazu beitragen kann, das Innovationspotenzial neuer Lehrkräfte im Primarstufenbereich zu nutzen, um auf diese Weise digitale Kompetenzen erfahrener Lehrpersonen weiterzuentwickeln.
Wissenschaftliche Arbeit [PDF 1.90 MB]
Ansprechperson
Land Niederösterreich, Amt der NÖ Landesregierung
Abteilung Wissenschaft und Forschung - Themenbörse