Die Plattform für
wissenschaftliche Arbeiten / 1

Die Plattform für
wissenschaftliche Arbeiten

05.12.2023

Dungkäfer: klein, aber oho und bedroht

Dungkäfer - auf dem Foto Coprimorphus scrutator - sind wichtig für die Kulturlandschaftspflege, deren Artenreichtum jedoch stark rückläufig.

 

© Elisabeth Glatzhofer

Schaut man nicht genau, kann man sie schon leicht übersehen: die Dungkäfer. Nomen est omen, ernähren sich die kleinen Käfer vom Dung. Vor allem Siedlungstätigkeit und der damit verbundene Rückgang an Weideflächen sowie die Entwurmung von Weidetieren setzen den Beständen des Dungkäfers stark zu. Das bedeutet einerseits Artenrückgang der Dungkäfer, andererseits reduzierte Nahrungsgrundlage für Vögel. Elisabeth Glatzhofer hat ihre Masterarbeit den kleinen Landschaftspflegern gewidmet. Der Lohn dafür sind ein Stipendium des Landes Niederösterreich und die Wissensvermehrung für die Naturschutzabteilung des Landes Niederösterreich sowie die Landwirtschaft. Die Themenbörse Abschlussarbeiten macht’s möglich.

Die Kulturlandschaft Mitteleuropas hat sich im letzten Jahrhundert durch Intensivierungen und Strukturänderungen im Agrarsektor sehr verändert. Elisabeth Glatzhofer hat in ihrer Masterarbeit an der Universität Wien den Einfluss von Landnutzungsänderungen auf die Dungkäferfauna modelliert, wozu sie digitalisierte Karten und Luftbilder seit 1900 herangezogen und analysiert hat. Insgesamt wurden 34 Weiden in der pannonischen Region Österreichs und Tschechiens unter die Lupe genommen und Informationen zu Bewirtschaftungspraktiken gesammelt.

Die Bestandsaufnahme zeigt ein trauriges Bild für den Dungkäfer

Die Ergebnisse zeigen eine dreifache Zunahme der Siedlungsgebiete, eine 50%ige Zunahme der Waldfläche und eine 50%ige Reduzierung der Weideflächen. Geht man ins Detail, sind folgende Erkenntnisse besorgniserregend: Die historischen Landbedeckungsmodelle erklären die derzeitige Artenvielfalt besser als die aktuellen Modelle. Die Auswirkungen von Landnutzungsänderungen auf die Dungkäfer erstrecken sich also über mindestens 150 Jahre. Die durch Veränderungen in der Landnutzung verursachte Aussterbeschuld hat demnach möglicherweise längere Erholungszeiten als allgemein angenommen, selbst bei mobilen und kurzlebigen Gruppen wie Dungkäfern.

Verschiedene ökologische Gilden waren in unterschiedlichem Maße von den Landnutzungsänderungen betroffen, wobei Offenland- und endokopride Arten stärker negativ beeinflusst wurden als Wald- und parakopride Arten. Endokopride Arten sind jene, die ihre Eier direkt in den Dung legen, wo sich die Käfer dann entwickeln. Im Gegensatz dazu graben die parakopriden Arten Brutgänge in den Boden, an deren Ende das Ei in eine Brutkammer mit Dungvorrat gelegt wird, die Larven entwickeln sich hier also im Boden.

Insbesondere Landwirte können mit der Art ihrer Viehhaltung einen wichtigen Beitrag zum Fortbestand der Dungkäfer liefern: Ganzjahresweiden und die Reduktion bzw. der gezielte Einsatz von Entwurmungsmitteln könnten sich positiv auf die Gesamtartenvielfalt der Dungkäfer auswirken. Was im Umkehrschluss bedeutet: ist das nicht gelebte Praxis, bedroht die intensive Art der Viehwirtschaft mit Stallhaltung die Dungkäferpopulation und deren Diversität am stärksten.

Dank der akribischen Forschung Glatzhofers sind wichtige Erkenntnisse für mögliche Arterhaltungsmaßnahmen von Dungkäfern möglich. Die langanhaltenden Auswirkungen von Landnutzungsänderungen unterstreichen die Bedeutung des Schutzes und der Förderung extensiver Weidesysteme in der Untersuchungsregion. Und auch der prophylaktische Einsatz von Tierarzneimitteln sollte überdacht und reduziert werden.

Wer tiefer in die Dungkäfermaterie eintauchen möchte, kann in der englischsprachigen Masterarbeit nachlesen.

Dungkäfer Copris lunaris

© Elisabeth Glatzhofer

Dungkäfer Onthophagus taurus

© Elisabeth Glatzhofer
Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind technisch notwendig, während andere uns helfen, diese Website zu verbessern oder zusätzliche Funktionalitäten zur Verfügung zu stellen. Weitere Informationen