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wissenschaftliche Arbeiten

24.02.2022

(Kein) Pech für Primarschüler*innen

Pechlehrpfad als Beitrag zur kulturellen Nachhaltigkeit und zur Bewahrung dieses alten Handwerks.

BOKU / M. Sterl

Eine Studentin der Pädagogischen Hochschule Niederösterreich wird in ihrer Masterarbeit der Frage nachgehen, welche Formen der Erinnerungskultur im Zusammenhang mit der Pecherei im südöstlichen Niederösterreich zu finden sind und wie diese Orte als Lernorte für Schüler*innen der Primarstufe genutzt werden können. Wenn die Masterarbeit fertig ist, wird es Antworten auf diese Frage geben. Was vor allem vor dem Hintergrund dieses fast ausgestorbenen Handwerks wichtig ist. Das Thema wurde an der Themenbörse Abschlussarbeiten angeboten und fungiert daher auch als Instrument zur Bewahrung kulturellen Erbes.

Warum sich in der akademischen Abschlussarbeit wissenschaftlich mit etwas auseinandersetzen, was es kaum mehr gibt und über das Kinder - aber auch Erwachsene - kaum mehr etwas wissen. Wissensmanagement über gelebte Geschichte im Süden Niederösterreichs ist die etwas verkürzte Antwort.

Kernstücke der Masterarbeit

Die Masterarbeit wird sich viel mit Historischem zur Pechgewinnung und der geografischen Verbreitung in Niederösterreich beschäftigen. Weil die Abschlussarbeit aber an der Pädagogischen Hochschule Niederösterreich verfasst wird, wird ein zentraler Teil der Wissensvermittlung an Schülerinnen und Schülern in der Primarstufe - Volksschulen ebenso wie Sonderschulen - gewidmet. Die Studentin wird sowohl geeignetes didaktisches Material für Schüler*innen der Primarstufe zum Thema Pecherei erstellen, als auch  weiteres Material konzipieren, das eine Umsetzung ohne Begehung eines außerschulischen Lernortes ermöglicht.

Harz: Wer es findet, hat Pech

Über Jahrhunderte hinweg prägte das traditionelle Handwerk der Pecherei, das der Harzgewinnung dient, die Landschaft, Wirtschaft und Kultur der Regionen im Südosten von Niederösterreich. Ab dem 18. Jahrhundert wurde die Pecherei in den Bezirken Mödling, Baden, Wiener Neustadt und Neunkirchen zu einer wichtigen Einnahmequelle für tausende Familien, ist im Exposé nachzulesen.

Die Studentin beschreibt den Prozess so: Beim Pechen wird der Stamm des Baumes oberflächlich verwundet, wodurch der Harzfluss angeregt wird und so das Harz, auch Pech genannt, gewonnen werden kann. Anschließend erfolgte eine Weiterverarbeitung in Raffinerien und Siedereien zu Terpentinöl und Kolophonium, die bis in die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts die Grundlage für die industrielle Herstellung von Papier, Lacken, Farbe, Seife und vielen anderen Produkten darstellten. In den Sechzigerjahren des letzten Jahrhunderts setzten Billigimporte aus dem Ausland sowie künstlich erzeugte Ersatzstoffe auf Mineralölbasis der Pecherei stark zu, was zu einem Niedergang dieses Handwerks führte. Da das Wissen zudem hauptsächlich mündlich innerhalb der Familie an die nächste Generation weitergegeben wurde, drohte das Wissen über die Pecherei immer mehr zu verblassen.

Fertige Masterarbeit - und dann?

Wir werden im Rahmen der Themenbörse Abschlussarbeiten darüber berichten, wie das Thema Pecherei für Volksschülerinnen und Volksschüler didaktisch aufbereitet werden könnte und Lernorte für außerschulisches Lernen entstehen könnten. Breiter Raum wird natürlich auch der Geschichte dieses mittlerweile selten gewordenen Handwerks gewidmet. Und vielleicht wird die Arbeit beim nächstjährigen Wissenschaft Zukunft Preis eingereicht. Lassen wir uns überraschen.

 

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