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20.01.2022

Feuchtwiesen werden seltener

Feuchtwiese, wie sie idealtypischerweise sein sollte.

© BPWW/J. Scheiblhofer

Landwirtschaftliche Intensivierung und ihre Nutzungsaufgabe stellen eine beträchtliche Bedrohung für Wiesen und Grünland in Mitteleuropa dar. So auch im Biosphörenpark Wienerwald. Weshalb sich Elias Kapitany in seiner Masterarbeit damit wissenschaftlich auseinandergesetzt hat und zu eher ernüchternden Erkenntnissen gelangt. Feuchtwiesen werden in Zukunft noch seltener werden. Für seine Masterarbeit, die er an der Universität Wien soeben abgeschlossen und im Rahmen der Themenbörse Abschlussarbeiten verfasst hat, erhält er ein 1.000-Euro Stipendium des Landes NÖ.

Warum Feuchtwiesen beforschen?

Feuchtwiesen sind gefährdet, weil die klimabedingte Wasserverfügbarkeit in Böden abnimmt. Diese Entwicklungen gehen Hand in Hand mit weltweiten Biodiversitätsverlusten, da Wiesen zu den artenreichsten Ökosystemen weltweit zählen. Das UNESCO Biosphärenpark-Konzept scheint eine passende Lösung zu sein, um Grünland-Diversität zu erhalten: Naturschutz und nachhaltige ökonomische Entwicklung sollen in Einklang gebracht werden. Darüber hinaus soll der Ausbau von nachhaltiger Landwirtschaft mittels der Implementierung von Agrarumweltmaßnahmen vorangetrieben werden.

Was wurde in der Masterarbeit untersucht?

Für die Studie im Rahmen der Masterarbeit wurde die Entwicklung von Feuchtwiesen im Biosphärenpark Wienerwald analysiert. Der Fokus lag auf den FFH-Lebensraumtypen 6510 (Flachland-Mähwiesen), 6410 (Pfeifengras-Streuwiesen) und 7230 (Basenreiche Kleinseggenrieder). Um Veränderungen festzustellen, wurden 92 Standorte, 10 Jahre nach einer ersten Studie, erneut untersucht. Um Änderungen in der Habitat-Entwicklung festzustellen wurde der erhobene Erhaltungszustand mit den früheren Daten verglichen. Weiters wurden Diversitätsmaße im Zuge von Braun-Blanquet-Aufnahmen erhoben. Um Effekte der Agrarumweltmaßnahmen zu ermitteln, wurde die Habitat-Entwicklung und Biodiversitätsmaße zwischen Flächen mit unterschiedlichem Management in Bezug auf Mahd-Regime und anderer spezieller Maßnahmen, wie beispielsweise der Düngermenge, verglichen.

Die wissenschaftlichen Ergebnisse

Im Durchschnitt verschlechterte sich der Erhaltungszustand der betrachteten Wiesentypen innerhalb des letzten Jahrzehnts um einen Grad. Die erfolgten Agrarumweltmaßnahmen konnten diese Entwicklung zwar verlangsamen, aber nicht aufhalten. Weiters hatten die Maßnahmen keinen erkennbaren Effekt auf die erhobene Phyto-Diversität oder die Anzahl an gefährdeten Arten pro Fläche. Basenreiche Kleinseggenrieder zeigten die schlechteste Entwicklung mit einer durchschnittlichen Erhaltungszustand-Verschlechterung um -1.7 Ränge und einem kompletten FFH-Typen-Verlust auf über 20% der Flächen.

Laut Kapitany werden die Agrarumweltmaßnahmen im aktuellen Ausmaß nicht ausreichen, um die Zustands-Verschlechterung von Feuchtwiesen im Biosphärenpark Wienerwald aufzuhalten. Vor allem basenreiche Kleinseggenrieder sind in diesem Gebiet vom Aussterben bedroht. Und Agrarumweltmaßnahmen scheinen keinen Einfluss auf die Erhaltung dieses Habitat-Typs zu haben.

Ohne Anreize bei den Landwirten im Biosphärenpark Wienerwald zu schaffen, wird es eher unmöglich sein, die negative Entwicklung zu stoppen. Ein Ergebnis-orientierter Ansatz könnte Landwirte dazu motivieren, das Flächen-Management an die konkreten Habitat-Typen anzupassen. Info-Kampagnen im Biosphärenpark-Gebiet könnten Landwirte sensibilieren, über die momentan vorhandenen Probleme in der Erhaltung von Feuchtwiesen nachzudenken und geeignete Maßnahmen zu tätigen, um die Feuchtwiesen wieder zu regenierieren.

Alle Erkenntnisse der Masterarbeit „Effects of land use management on habitat development and plant diversity of wet grasslands in the biosphere reserve Wienerwald“ - so der englischsprachige Titel - können an der Themenbörse Abschlussarbeiten nachgelesen werden.

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