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27.03.2023

Studierende der Ersten Generation – fördern, aber wie?

First Generation Studierende haben's schwerer. Zielgruppenspezifische Förderung hilft.

© pexels/buro-millennial

Hanna Wegscheiders Masterthesis an der Universität für Weiterbildung Krems  setzt sich mit der Förderung der First Generation Studierenden an Österreichs Hochschulen auseinander. Die wichtigsten Aussagen auf einen Blick: diese Studierendengruppe soll gezielt gefördert werden, ohne sie zu stigmatisieren, gefördert wird an den Hochschulen vorwiegend in der Phase des Übergangs an die Hochschule sowie der Studieneingangsphase und es wird zu wenig evaluiert, ob die angebotenen Fördermaßnahmen das bewirken, was sie sollen: nämlich Fist Generation Studierende fördern.

Ziel der Masterarbeit war das Aufdecken von Forschungslücken sowie die Erhebung von existierenden Hochschulmaßen zur Förderung von First Generation Studierenden mittels qualitativer Expert*inneninterviews. Das Thema First Generation Studierende an österreichischen Hochschulen wurde an der Themenbörse angeboten und die Arbeit selbst am 15. März 2023 vor Vertreter*innen der Abteilung Wissenschaft und Forschung des Landes NÖ sowie der beiden Fachhochschulen IMC Krems sowie St. Pölten präsentiert. Für die sehr gut beurteilte Masterarbeit wird Hanna Wegscheider ein Stipendium des Landes Niederösterreich erhalten.

First Generation Studierende – Wer sie sind und warum sie benachteiligt sind

Als First Generation Studierende – kurz FGS - werden Studierende bezeichnet, die als Erste innerhalb ihrer Familie ein Studium aufnehmen. Studien zeigen, dass FGS im Vergleich zu Studierenden mit „traditionell" akademisch gebildeten Familien benachteiligter sind. Erwiesen ist, dass FGS in der Gruppe Studierender unterrepräsentiert sind, vergleichsweise mehr und in erhöhtem Stundenausmaß neben ihrem Studium arbeiten, ein vergleichsweise höheres Studienabbruchsrisiko haben und weniger familiale Unterstützung bei studienbezogenen Themen erhalten als Studierende aus Akademiker*innenfamilien.

Fist Generation Studierende fördern richtig gemacht

Wichtig ist deren gezielte Ansprache, ohne sie zu stigmatisieren. Gemeint ist damit, dass sich Hochschulen mit den Bedürfnissen von First Generation Studierenden auseinandersetzen und Angebote schaffen sollten, die FGS tatsächlich erreichen und von diesen angenommen werden. Eine niederschwellige Ansprache ist ein Muss. Ebenso wichtig ist, Orientierung für diese Studierenden-Zielgruppe zu geben und eine Atmosphäre zu schaffen, die bei FGS das Zugehörigkeitsgefühl stärkt.

Auffallend ist, dass Fachhochschulen FGS anders fördern als Universitäten. Während erstere keine gezielten FGS-Maßnahmen setzen, bieten letztere FGS-spezifische Förderung an. Die Erklärung ist naheliegend: die FH-Struktur kann förderlich für First Generation Studierende sein, da diese sozial durchlässiger ist

Die befragten Praktiker*innen von vier Fachhochschulen orten begrenzte Wirksamkeit der Förder- und Unterstützungsmaßnahmen an Hochschulen sowie Ressourcenmangel, betonen jedoch die Bedeutung von Entwicklungsplänen und Studienplatzförderung. Sie seien gute Instrumente an Hochschulen, um Fördermaßnahmen bestimmter Studierendengruppen – wie z. B. FGS – umzusetzen.

Auch die Bildungspolitik ist gefordert

Hanna Wegscheider resümiert in ihrer Masterarbeit: „Für eine nachhaltig erfolgreiche Förderung der sozialen Dimension sowie der Chancengerechtigkeit in der Hochschulbildung ist ein Zusammenspiel von verschiedenen, vielfältigen Maßnahmenpaketen erforderlich. Neben Maßnahmen, die auf die für First Generation Studierende wertvolle Stärkung des Sozialkapitals abzielen, sind darüber hinausgehende breitere Unterstützungsleistungen unerlässlich. Diese umfassen beispielsweise die Schaffung von inklusiveren Hochschulkulturen - unter anderem - durch entsprechende Sensibilisierung - die Gewährleistung entsprechender hochschulischer Rahmenbedingungen (z. B. curriculare Verankerung von studien- und berufserfolgsfördernden Aktivitäten, verpflichtende fachspezifische Praktika), bereits in der frühkindlichen Erziehung einsetzende Fördermaßnahmen zum Ausgleich der Bildungsvererbung sowie den Ausbau finanzieller Unterstützungsleistungen.“

Die Masterarbeit First Generation Studierende an österreichischen Hochschulen – Eine Analyse der Maßnahmen zur Förderung der sozialen Dimension unter Einbezug der Sicht von Praktiker*innen sowie eine Powerpoint-Präsentation mit den wesentlichen Erkenntnissen daraus stehen zum Download bereit.

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