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10.10.2022

Ergotherapie auf Intensivstationen von Beginn an

Ergotherapie als Teil der Intensivbesprechungen im Krankenhaus könnte dank der Masterarbeit von Jasmin Poschmaier könnte bald schon gelebte Praxis sein.

pixabay/geralt

Auf einer Intensivstation bleibt oft nicht viel Zeit für lange Diskussionen und Beratungen. Handeln ist gefragt. Jasmin Poschmaier studierte Angewandte Gesundheitswissenschaften an der IMC FH Krems und hat in ihrer Masterarbeit untersucht, wo und wie konkret angesetzt werden könnte, um die Ergotherapie in der Frührehabilitation von Intensiv-Patient*innen besser etablieren zu können und damit eine ideale Versorgung von Intensivpatient*innen zu gewährleisten - ohne Traumata und Langzeitfolgen des Spitalsaufenthalts. Ihre Empfehlungen: die Stärkung der interprofessionellen Zusammenarbeit zwischen dem Intensivteam aus Mediziner*innen, Pflegepersonen, Physio- und Ergotherapeut*innen. Ein professioneller Kommunikationsrahmen könnte das Wissen über die Wirksamkeit der Ergotherapie – auch im Vergleich und als Ergänzung zur Physiotherapie – merklich steigern. Erste sichtbare Erfolge kann Frau Poschmaier im Klinikalltag vorweisen..

Jasmin Poschmaier konnte in ihrer Masterarbeit ihre Vermutung verifizieren, dass das Wissen von Medizinerinnen und Medizinern sowie Pflegepersonen über das Wirken der Ergotherapie noch gering ist. 10 qualitative Interviews belegen dieses Wissensdefizit. Untermauert wird diese Tatsache durch die bis dato nahezu fehlenden Studien zur Wirksamkeit von Ergotherapie. Im Gegenteil zur Physiotherapie, die bereits gut erforscht und viel Wissen beim ärztlichen und pflegerischen Personal vorhanden sei.

Die Mehrheit der befragten interprofessionellen Kernteams auf den Intensivstationen ist zwar positiv gegenüber der Ergotherapie eingestellt, der Wissensstand über ergotherapeutische Aufgaben und Kompetenzen wird jedoch als fehlerhaft und niedrig eingeschätzt.

Reden auf der Intensivstation

Den theoretischen Hintergrund der Ergotherapie zu schärfen, sei Gebot der Stunde, meint Poschmaier. Fragen wie „Wie viel Ergotherapie brauchen Intensivpatienten“ oder „wann ist der richtige Zeitpunkt für Ergotherapie?“ sollten nicht mehr aufkommen, sondern bereits im Vorfeld bekannt sein.

Eine Anpassung der Rahmenbedingungen, die eine bessere Zusammenarbeit zwischen den Disziplinen sicherstellen sollen. Weitere Forschung zur Effektivität ergotherapeutischer Maßnahmen auf der Intensivstation und gesetzliche Grundlagen zur personellen Gestaltung der Frührehabilitation auf Intensivstationen sind erforderlich, um die Ergotherapie als Teil der Frührehabilitation erfolgreich etablieren zu können.

Erste Erfolge sichtbar

Erreichen konnte sie mit bzw. dank ihrer gewonnenen Erkenntnisse der Masterarbeit, dass Ergotherapeut*innen Teil der Intensivbesprechung sind. Am einfachsten und zielführendsten sei es, ergotherapeutische Weiterbildung direkt auf der Intensivstation anzubieten. Das haben erste Erfahrungen am Klinikum St. Pölten gezeigt.

Der Anstoß zur Einbindung sowie die Einladung von Ergotherapeut*innen bei bzw. zu Intensivbesprechungen muss von der Intensivstation kommen. Der professionelle Kommunikationsrahmen muss individuelle Gespräche ermöglichen, die jeden „Fall“ speziell und gesondert ermögliche.

Frei nach dem Motto: wenn der Prophet nicht zum Berg kommt, dann muss der Berg zum Propheten kommen. Mit Jasmin Poschmaiers Worten hört sich das so an: Intensivbesprechungen sollen auf der Intensivstation stattfinden. Im O-Ton einer Befragten klingt das so: „Intensivmedizin kann nur Teamarbeit sein“.

Ergotherapie und Intensivstation – bis dato keine Einheit

Für eine mögliche Etablierung der Ergotherapie auf der Intensivstation sprechen die positive Haltung gegenüber der Ergotherapie und die Bereitschaft zu einer vermehrten Zusammenarbeit. Als hinderliche Faktoren wruden in den Interviews unter anderem fehlende zeitliche und personelle Ressourcen der Ergotherapie erwähnt, die für die fehlende Sichtbarkeit auf der Station verantwortlich gemacht werden. Dadurch gehen auch Möglichkeiten zur Kommunikation mit dieser Berufsgruppe verloren, welche vom Team als besonders wichtig für eine effektive Zusammenarbeit und die Qualität der Patient*innenversorgung erachtet wird.

Mehr Wissen über Ergotherapie ist wichtig

Die Zuweisungen zur Ergotherapie kommen hauptsächlich durch gemeinsame Absprachen mit dem*r zuständigen Facharzt*ärztin für Physikalische Medizin und Rehabilitation zustande. Es bedarf einer entsprechenden Wissensvermittlung über Indikationen für eine ergotherapeutische Behandlung sowie deren Maßnahmen damit die Ergotherapie auf den Stationen mehr etabliert werden kann und somit eine größere Anzahl an Zuweisungen direkt vom Kernteam selbst ausgeht.

Ähnliche Arbeiten wie diese auf anderen Intensivstationen können dazu beitragen ein einheitliches Bild über die Sichtweisen des interprofessionellen Intensivteams gegenüber der Ergotherapie zu bekommen und damit entsprechende Maßnahmen zur Verbesserung der interprofessionellen Zusammenarbeit zu planen, die letztlich zu einer besseren Patient*innenversorgung führt.

Masterarbeit zum Nachlesen

Die Masterarbeit Ergotherapie von Beginn an - Ergotherapie als Teil der Frührehabilitation erwachsener Intensivpatient*innen aus Sicht des ärztlichen Personals und der Pflegepersonen kann gerne nachgelesen werden.

 

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