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08.03.2024

Der amerikanische Riesenleberegel am TÜPL Allentsteig

Über die Sumpfschnecke in den Darm des Rotwilds: der Riesenleberegel findet seinen Weg in die Leber und bildet dort eine Pseudozyste.

© Sebastian Alexander

Sebastian Alexander hat vor Kurzem sein Veterinärmedizinstudium in Wien abgeschlossen. Seine Diplomarbeit hat er dem amerikanischen Riesenleberegel mit der Zielsetzung gewidmet, dessen Effekt auf die Rotwildpopulation zu analysieren. Der geografische Fokus lag am Truppenübungsplatz Allentsteig. Diese Forschung liefert erste wichtige Erkenntnisse für die Forst- sowie Jägerschaft und ist der Grundstock für weitere Forschung.

Der Riesenleberegel wurde im 19. Jahrhundert über Wildtierimporte in Italien eingeschleppt. 1982 wurde er erstmals in Niederösterreich nachgewiesen, 2000 in den NÖ Donauauen und 2020 am Truppenübungsplatz (TÜPL) Allentsteig.

Das Problem Riesenleberegel und erforderliche Gegenmaßnahmen

Sebastian Alexander hat 48 Tiere am TÜPL untersucht und die Befallsintensität von Rotwild – umgangssprachlich als Hirsch bezeichnet – mittels Leber-, Kot- und Haaranalyse nachgewiesen. Lediglich 7 der 48 Tiere waren nicht befallen. Der höchste Befall wurde mit mehr als 120 Egel in einer Leber festgestellt.

Grundsätzlich kann Rotwild ganz gut mit dem Riesenleberegel leben, eine 50-60 prozentige Einschränkung der Leberfunktion ist für das Rotwild verkraftbar.

Warum sollte man den Riesenleberegel, der über den Zwischenwirt der kleinen Sumpfschnecke in den Darm gelangt und von dort in die Leber wandert, dennoch bekämpfen?

In erster Linie aus wirtschaftlichen Gründen. In den Donauauen kam es durch den Befall des amerikanischen Riesenleberegel über 15 Jahre zu einem durchschnittlichen Gewichtsverlust von 8,8 Kilogramm des erlegten Wildes. Möglicherweise hat der Riesenleberegel auch Auswirkungen auf die Reproduktion und befällt „Fehlwirte“ wie beispielsweise Rehwild, Damwild und Muffelwild.

Damit ist das Riesenleberegelproblem kein alleiniges der Jägerschaft, sondern konfrontiert auch immer mehr Landwirte.

Lösung derzeit nur in der Symptombekämpfung möglich

Alexander schlägt in seiner Diplomarbeit zwei Maßnahmen vor: zum einen die Fernhaltung von Wild von Sümpfen, da dort die Sumpfschnecke – nomen est omen – ihren Lebensraum hat, wodurch der Riesenleberegel seinen Entwicklungszyklus fortführen kann. Eine weitere Möglichkeit wäre eine verbesserte Futterplatzhygiene. Erzielt werden könnte diese durch eine bodenferne Fütterung.

Kritisch wird eine allgemeine Entwurmung der Tiere gesehen. Die Herausforderung dabei: jedes Tier müsste individuell entwurmt werden, damit die Dosierung gezielt und auf den Befall mit Riesenleberegel abgestimmt werden kann. Dosiert man zu gering, würde das zu einer Resistenz der Tiere gegenüber dem Entwurmungsmittel führen – wodurch langfristig der gegenteilige Effekt erzielt werden würde.

Conclusio: Die Forschung zum amerikanischen Riesenleberegel steckt erst in den Kinderschuhen. Weitere Forschung, die auch die Nutztiergesundheit umfasst, ist unerlässlich.

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